Projektarbeiten 1981-1991

„Man unternehme das Leichte,
als wäre es schwer,
und das Schwere, als wäre es leicht:
Jenes, damit das Selbstvertrauen
uns nicht sorglos,
dieses, damit die Zaghaftigkeit
uns nicht mutlos mache.“

Gracian

1981

Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen die Errichtung der Hürfeld-Halde im Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte. Die ländliche Struktur sollte gemäß dem Eingemeindungsvertrag der vormals selbstständigen Gemeinde mit der Stadt Dorsten (1975) erhalten bleiben. Nach anfänglich positiver Entwicklung der Bürgerinitiative setzten sich die Stadt Dorsten und der Bergbau, die die Errichtung der Bergehalde anstrebten, durch.

1981

Gründung des „Arbeitskreises zur Erforschung der jüdischen Gemeinde Dorsten“, später umbenannt in „Forschungsgruppe Regionalgeschichte/Dorsten unterm Hakenkreuz“, mit dem Ziel, die nationalsozialistische Zeit in Dorsten zu erforschen und zu publizieren. – Als sich 1983 zum 50. Mal der Jahrestag der Wahl Hitlers zum Reichskanzler jährte, suchte ich darüber ein passendes lokales Thema für die Ruhr Nachrichten. Dabei wurde ich auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Dorsten aufmerksam. Der damalige Pressesprecher der Stadt winkte ab. Dies sei keine Geschichte, meinte er, die Dorstener Bürger hätten in nationalsozialistischer Zeit den Juden geholfen, gefahrlos Stadt und Land zu verlassen.

Vorstellung des Buches Juden in Dorsten mit W. Stegemann, Kulturamtsleiter W. Müller, Sr. Johanna OSU (v. l.)

Da ich es nicht besser wusste, glaubte ich ihm zunächst, ging auf den alten jüdischen Friedhof, um zumindest einen Stimmungsbericht über diesen abgelegenen Winkel Dorstener Geschichte zu schreiben. Zu meinem Erstaunen fand ich Grab- bzw. Gedenksteine vor, die etwas anderes aussagten als der Pressesprecher: gestorben in Auschwitz, erschossen in Riga, deportiert, ermordet … Mein Interesse war geweckt worden, jetzt herauszufinden, was die Dorstener Bürgergesellschaft unterm Teppich halten will. Ich recherchierte und veröffentlichte in den Ruhr Nachrichten einen Artikel über die jüdische Gemeinde.

Daraufhin meldete sich Dirk Hartwich, Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat von Dorsten. Er wollte mitarbeiten, die Geschichte der Juden in nationalsozialistischer Zeit zu erforschen und die Ergebnisse zu publizieren. Wir waren ein gutes Team, zu dem nach und nach noch andere Bürger und Bürgerinnen stießen.

Der WDR dreht einen Film über die Arbeit der Forschungsgruppe

Nach anfänglichen Zurückhaltungen wurden die Forschungsarbeiten und Publikationen von vielen Bürgern und Institutionen der Stadt und des Kreises Recklinghausen unterstützt, Augenzeugen meldeten sich und wir bekamen auch Kontakte zu ehemaligen jüdischen Bürgern oder deren Nachkommen, die einst in Dorsten lebten und jetzt in Südamerika, in den Vereinigten Staaten, in Polen, Großbritannien, Israel und Südafrika leben..

So konnten zwischen 1983 und 1986 vier Bände „Dorsten unterm Hakenkreuz“ erscheinen:

Neben der Herausgabe von Büchern befasste sich die Forschungsgruppe unter anderem mit der Anbringung einer Gedenktafel am Alten Rathaus am Markt (1983), die an die ermordeten Juden der Stadt erinnert. Sie wurde später wieder abgenommen und erst nach massivem Druck an anderer Stelle wieder öffentlich gezeigt.

Einweihung eines neuen Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof für Max Rosenbaum. V. l. J. Vrenegor, R. Helferich, W. Stegemann, B. Winkel, Hr. Rosenbaum, E. Cosanne-Schulte-Huxel, BM H. Ritter

Wir brachten an den drei jüdischen Friedhöfen sowie am so genannten Russenfriedhof und an entsprechenden russischen Gräberfeldern anderer Friedhöfe im Stadtgebiet Gedenktafeln an. 1984 suchten wir mit Genehmigung des Rabbiners außerhalb des jüdischen Friedhofs an der Hasselbeck nach verschollenen Grabsteinen; wobei einer gefunden wurde. Wir veröffentlichten 1986 einen Stadtplan „Verwischte Spuren 1933-1945“, gaben eine Diaphonie über den Nationalsozialismus für Schulen heraus, erarbeiteten eine große Ausstellung mit rund 100 Bild- und Texttafeln über den Nationalsozialismus in Dorstens, betreuten den früheren jüdischen Bürger Ernst Metzger, der aus den USA seine Heimatstadt besuchte, und veranstalteten Benefiz-Fußballturniere.

Vorstellung des Buches Vom Kaiserreich zum Hakenkreuz; Stadtdirektor Dr. Zahn, A. Klapsing, W. Stegemann, BM H. Ritter

Am Ende der vielfältigen Arbeit der Forschungsgruppe stand 1987 die Gründung des Vereins zur Errichtung des Jüdischen Museums Westfalen (Eröffnung 1992) in Dorsten. Mit der Ausstellung „Neues Leben blüht aus Ruinen“ mit Fotos des früheren Stadtbaumeisters Ludwig Maduschka, der Dorsten nach dem Krieg wieder aufgebaut hatte, ist die Forschungsgruppe (zusammen mit den Ruhr-Nachrichten und der Volksbank Dorsten) 1993 noch einmal mit einem Projekt an die Öffentlichkeit getreten.

1982

Wahl in den Beirat des Vorstands des Dorstener Kunstvereins durch die Mitgliederversammlung (zusammen mit Dr. Gerd Kreytenberg und Dr. Dieter Nellen). Vorbereitung eines Buches über Tisa von der Schulenburg (Arbeit eingestellt) und Veröffentlichung des ersten Bandes „Kunst in unserer Stadt“. Weiteres Projekt des Kunstvereins: Sammlung Glasmalerei. Dem Vorstand gehörten unter anderem Manfred Ludes (Vorsitzender) und Rolf Schmich (Geschäftsführer) an.

1985

Eine viel beachtete Ausstellung mit Gemälden und Lithografien international beachteter Künstler organisierten der damalige Geschäftsstellenleiter der Dorstener Ruhr Nachrichten, R. Palasdies, und ich zusammen mit der Essener Galerie Kiefer in den Räumen der Dorstener Volksbank. Die Künstler waren: Roland Topor (Paris), Jürgen Kramer (Essen), Klaus Ritterbusch (Düsseldorf), Walter Navratil (Niederösterreich), Bernd Schwarzer (Köln, Weimar), Olaf Hauke (Frankfurt), Bernard Jäger (Frankfurt), Arnulf Rainer (Wien) und Johannes Grützke (Berlin).

1985

Bei den Dreharbeiten zu ihrem Film über jüdisches Leben und jüdische Befindlichkeiten im Kreis Recklinghausen betreute ich die us-amerikanische Filmemacherin und mehrfache Preisträgerin Deborah Lefkowitz. Der Film wurde 1987 im Rahmen der Oberhausener Kurzfilmtage (außer Konkurrenz) 1987 gezeigt.

1987

Bericht im Ahlener Tageblatt

Die Entstehungsgeschichte des Jüdischen Museums Westfalen. Nach Abschluss der wesentlichen Arbeiten der Forschungsgruppe Regionalgeschichte/Dorsten unterm Hakenkreuz hatte ich die Idee, mit dem gesammelten Material und den Kenntnissen der Forschungsgruppen-Arbeit ein Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte zu errichten. Ich stellte diese Idee, die ich wochenlang mit mir herumtrug, erste einmal den übrigen Mitgliedern der Forschungsgruppe vor. Angesichts eines Projekts dieser Größe überwog zuerst Skepsis. Ich gab aber nicht auf, erstellte ein Exposé. Danach wurde das Vorhaben von der Forschungsgruppe angenommen, deren fester Kern aus Elisabeth Cosanne-Schulte-Huxel, Sr. Johanna Eichmann OSU, Anke Klapsing, Christel Winkel und mir als Leiter bestand.

Wir konnten zunächst Politiker und Stadtverwaltung für das Projekt gewinnen, gleich danach Landrat und Kreisverwaltung. Aus dem ursprünglichen Plan, für das Vorhaben irgendwo im Stadtgebiet lediglich eine Etage in einem Haus oder einen ausgebauten Dachboden zu finden, wurde ein höher gestecktes Ziel: Wir suchten mit Hilfe der Stadt ein ganzes Haus. Ich kann mich noch gute daran erinnern, wie ich mich mit Bürgermeister Heinz Ritter in verstaubten Dachböden zwängte und Etagen städtischer Häuser durchforstete, um einen geeigneten Ort für das Dokumentationszentrum zu finden.

Um dem Ziel der Errichtung eines Dokumentationszentrums näher zu kommen, gründeten wir 1987 den Verein „Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Religion in der früheren Synagogenhauptgemeinde Dorsten im Kreis Recklinghausen“, aus dem später als „Verein für jüdische Geschichte und Religion“ wurde, der Trägerverein für das Jüdische Museum Westfalen.

F.-J- Kuhn stiftet das Bronzerelief Auschwitz von Sr. Paula; F.-J. Kuhn, Chr. Winkel, Sr. Paula OSU, W. Stegemann (v. l.)

Damals bot mir die Forschungsgruppe den Vorsitz an, den ich ablehnte, weil ich das Projekt über die Zeitung besser fördern konnte. Zudem sollte der den Vorsitz einnehmen, der ein hohes Ansehen in der Stadt hatte, weil das Projekt in der Bevölkerung und in der Politik nicht unumstritten war, wie sich da oder dort zeigte. So fiel die Wahl auf Sr. Johanna Eichmann, Ursuline und Schulleiterin, ich übernahm die Stellvertretung und die Funktion des Geschäftsführers. Die weiteren Mitglieder des Gründungsvorstandes rundeten das Bild von einem guten und zielgerichteten Team hervorragend ab. Diese Konstellation im Vorstand war für das Projekt sehr förderlich. Ich wurde beauftragt, für das Projekt (Hausumbau, Konzeption, Finanzierung, Organisation) bis zur Eröffnung die Federführung zu übernehmen; die Vorsitzende sollte danach das Museum leiten.

Um Mitglieder, Freunde und Förderer des Vorhabens zu informieren, gründete und betreute ich im Verein die viermal im Jahr erscheinende Zeitschrift „Schalom“. Dank der Unterstützung durch die Ruhr-Nachrichten in Dortmund (Satz und Fotos) und des Kreises Recklinghausen (Druck) konnte die Zeitschrift kontinuierlich mit mehreren Seiten erscheinen.

Museumsführung

Beruflich wurde ich auf eine alte Villa am Südwall 13 aufmerksam, als Dorstener dieses Haus als „Kunst-Haus“ in Anspruch nehmen wollten. Es gehörte der Stadt, war in einem erbärmlichen Zustand und sollte abgerissen werden. Nachdem der Rat der Stadt dem „Kunst-Haus“ eine Absage erteilt hatte, reklamierte ich das Haus für den Trägerverein. Gleichzeitig bot das mit der Vorsitzenden befreundete Industriellen-Ehepaar Stewing uns eine große Etage im 2. Stock in einem Haus mitten in der Stadt an, in dem unten ein Lebensmittelmarkt untergebracht war. Obgleich die Vorsitzende für dieses Projekt war, weil sie befürchtete, ein ganzes Haus nicht ausfüllen zu können, setzte ich mich mit Argumentationshilfe des damaligen Beigeordneten Dr. Backherms und anderer in einer Beiratssitzung für das Haus am Südwall durch. Daraufhin stellte die Verwaltung die Fassade des Hauses unter Denkmalschutz, damit es nicht mehr abgerissen werden konnte. Bezogen auf dieses Haus arbeitete ich in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museumsamt Münster eine inhaltiche Konzeption aus und stellte für den Umbau Zuschussanträge. Das Land stimmte dem Förderantrag für Umbau und Einrichtung zu. Nach dem Konzept dokumentierten wir in dem Haus Feste und Feiern der Juden im Lebenslauf und Jahreskreis und gaben einen Überblick über die Geschichte der Juden in Westfalen einschließlich der des Holocaust.

Von Anfang an legte ich im Vorstand des Trägervereins immer Wert darauf, dass das Dokumentationszentrum ist erster Linie keine Gedenkstätte für den Holocaust, sondern eine Darstellung der Geschichte und Religion der Juden werden sollte und natürlich auch einen Bereich des Gedenkens hatte.

Um dies zu tun, brauchten wir Exponate. Ein Zuschussantrag an die NRW-Landesstiftung wurde mit 250.000 Mark positiv beschieden, und wir konnten die notwendigen Exponate in New York, England und Amsterdam erwerben.

Raesfelder Gemeindespitze zu Besuch im Museum; BM R. Kipp, Gemeindedirektor U. Rösing, W. Stegemann, Frau Honvehlmann (v. l.)

Als die Umbauphase begann, wurde das Haus total ausgekernt und unter Mitwirkung des LWL-Museumsamtes Münster innen neu gestaltet. Nur die Fassaden blieben stehen. Die Sparkasse stiftete einen Gedenkstein in Form eines aufgerissenen Davidsterns nach einem Entwurf von Wolf Stegemann, der an die untergegangenen Gemeinden im Kreis Recklinghausen erinnert. Des besseren Verstehens wegen setzte ich mich im Vorstand und Beirat durch, das „Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Religion“ schlicht in „Jüdisches Museum Westfalen“ umzubenennen, was nach anfänglichem Widerstand mit Argumentationshilfe des Museumsamtes, des damaligen Stadtdirektors Dr. Zahn und des Kulturdezernenten Dr. Backherms dann auch geschah. 1992 konnte das Museum von NRW-Ministerpräsident Johannes Rau eröffnet werden. Hierzu eine authentische Geschichte, über die man augenzwinkernd schmunzeln kann:

Bürgermeister Heinz Ritter verkündete in einer Pressekonferenz, dass es ihm gelungen sei, zur Eröffnung seinen Parteifreund Ministerpräsident Johannes Rau zu gewinnen. Höchst erfreulich, nur stimmte dies nicht ganz, denn Dorstens Bürgermeister hatte damit nichts zu tun. Denn die Einladung Raus lief anders ab. Natürlich sollte Ministerpräsident Rau das Museum eröffnen, wie war er aber dazu zu gewinnen? Da erinnerte ich mich an einen früheren Kollegen, Thomas Wiltberger, Kulturredakteur bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, der damals ins Büro des Ministerpräsidenten nach Düsseldorf gewechselt hatte und dort u. a. die Termine des Ministerpräsidenten verwaltete. Ich rief ihn an und erklärte das Anliegen, der Ministerpräsident möge das Museum eröffnen. Er nahm des Ministerpräsidenten Kalender zur Hand und wir einigten uns auf einen Tag, an dem Wiltberger sogar einen bereits eingetragenen Termin ausradierte und den der Eröffnung des Museums eintrug. Der Kollege gab mir noch den Tipp, dem Ministerpräsidenten das Anliegen in einem Brief und nicht in einem Fax mitzuteilen, denn Faxe nehme der Ministerpräsident grundsätzlich nicht in die Hand. Ich schrieb ihm also einen Brief. Umgehend kam die Antwort des Ministerpräsidenten persönlich, in der er den Termin bestätigte und sich auf die Eröffnung freute.

Bürgermeister Heinz Ritter wollte unbedingt vor dem Ministerpräsidenten und vor der Vorsitzenden des Trägervereins sprechen und begründete diese Forderung damit, dass das Museum ein städtisches Projekt sei. Dem widersprach ich heftig mit dem Argument, dass das Museum kein städtisches, sondern ein privates Projekt sei und die Begrüßung der Vorsitzenden zustünde. Schließlich setzte ich durch, dass Dorstens Bürgermeister nach der Rede des Ministerpräsidenten sprach und neben anderen offiziellen Gästen ein Grußwort sprechen konnte.

Bereits ein Jahr nach Eröffnung verfasste und veröffentlichte ich eine Denkschrift, in der ich zum einen eine bauliche Erweiterung des Museums mit konkreten Plänen vorschlug (Buchhandlung, Café, Versammlungsraum, Galerie, Bibliothekserweiterung u. a.), und zum anderen im Außenbereich des Museums eine Halle für eine Dauerpräsentation der Bilder von Dorstens Ehrenbürgerin und Künstlerin Tisa von der Schulenburg sowie eine Halle, in der die Sammlung Glasmalerei des Dorstener Kunstvereins gezeigt werden konnte (siehe 1993).

„Die Gründungsgeschichte ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie so selten zu finden ist“, meinte der Historiker Hans Mommsen. Aus meiner Sichte war sie deshalb erfolgreich, weil in der Arbeitsgruppe (Forschungsgruppe = Vorstand) eine äußerst vertrauensvolle Zusammenarbeit war, das Ziel nie aus den Augen verloren wurde, und mehr oder weniger wir alle auf dem Weg dahin auch den Mut zur persönlichen Risikobereitschaft gezeigt haben.

1987

Reise in die englische Partnerstadt Crawley, um u. a. eine auf die Städtepartnerschaft bezogene Zusammenarbeit der Dorstener Ruhr-Nachrichten-Redaktion mit der Redaktion des „Crawley Observer“ zu erreichen.

Crawley Kaffeebecher

Bei einem Arbeitsessen mit der dortigen Chefredakteurin legten wir die Einzelheiten fest. Beide Zeitungen sollten in Abständen auf einer Sonderseite über aktuelle Nachrichten aus der jeweils anderen Stadt berichten. Nach Anfangsversuchen scheiterte das Projekt an Mitteilungs- und Übersetzungsproblemen.

1988

mehrseitige Beilage der Ruhr-Nachrichten

Zum 50. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 gegen Juden, jüdische Geschäfte und Synagogen im Deutschen Reich gab ich eine mehrseitige Zeitungsbeilage mit dem Namen „Schalom“ heraus, die – technisch von den Ruhr-Nachrichten in Dortmund hergestellt – als Beilage in allen Lokalausgaben des Kreises und Vestes am 9. November 1988 erschienen ist. Dies betraf die Ausgaben der Ruhr-Nachrichten ebenso wie die des Zeitungshauses Bauer (Recklinghäuser Zeitung u. a.) und die Buersche Zeitung. Die Beilage informierte über das Pogrom in den Städten des Kreises und des Vests Recklinghausen (und Buer). Den Kommentar dazu schrieb der Historiker Hans Mommsen.

1991

Hainichener Nachrichten

Zeitung für Hainichen (Sachsen). Für die Zeitung Ruhr-Nachrichten war ich im Frühjahr 1991 fast eine Woche lang in Dorstens neuer Partnerstadt Hainichen (Sachsen), um eine journalistische Bestandsaufnahme der Verhältnisse zu machen. Ich interviewte Bürgermeister und Politiker, den Hausmeister der bereits über Nacht verschwundenen Stasi-Kreiszentrale, den Chef der Volkspolizei, den Leiter der Polyklinik, Pfarrer, Kollegen der dortigen Zeitung, Jugendliche und andere Bürger der Stadt über ihre Befindlichkeiten. Die Reaktionen waren höchst unterschiedlich: von höflicher Zurückhaltung (Volkspolizei) bis überschwängliche Beredsamkeit.

Aus den Informationen gestaltete ich eine mehrseitige „Zeitung“, die ich „Hainichener Nachrichten“ nannte. Sie erschien als Beilage in einer Wochenendausgabe der Ruhr-Nachrichten. Es wurden 3.000 Exemplare gedruckt, die ein befreundetes Unternehmen (permaclean) über Nacht nach Hainichen brachte. Dortige Gymnasiasten, die darauf vorbereitet waren, verkauften die „Hainichener Nachrichten“ ab morgens 8 Uhr auf dem Marktplatz, was sich wie ein Lauffeuer herumsprach. Innerhalb einer Stunde waren alle Exemplare verkauft.


Es war die erste freie Zeitung, die die Hainichener in ihrer DDR-Geschichte zu lesen bekamen. Die Reaktionen waren wieder unterschiedlich. Viele glaubten, es gäbe jetzt eine neue Zeitung in Hainichen. Etliche der Interviewten waren mit dem, was über sie in dieser Zeitung stand, nicht mehr einverstanden, weil sie sich plötzlich mit ihren Fotos und inhaltlichen Aussagen schwarz auf weiß konfrontiert sahen, was sie offensichtlich nicht gewohnt waren.

Von vielen Ausstellung, die ich für den Trägerverein bzw. das „Jüdische Museum Westfalen“ initiierte und geleitet habe, will ich auf zwei besonders eingehen: Auf die Wanderausstellungen „Der Davisstern. Zeichen der Schmach, Symbol der Hoffnung“ (1991) und „Die Schulenburgs. Der 20. Juli 1944. Eine Familie im tragischen Konflikt zwischen Gehorsam und Hochverrat“ (1994).

1991

Die Preisträgerinnen der Motzkin-ORT-Schule in Haifa

Für deutsche Juden wurde im Jahre 1941 das Tragen des gelben Judensterns als sichtbares Ausgrenzungszeichen zur Pflicht. Zum 50. Jahrestag dieser Maßnahme hat der Trägerverein für das noch im Aufbau befindliche jüdische Museum eine große Ausstellung geplant. Ich wurde mit der inhaltlichen Konzeption und Organisation betraut. Für die Ausstellung konnte ich wissenschaftliche Mitarbeiter gewinnen und Exponaten aus dem bereits vorhandenen Museumsbestand, Leihgaben und erworbene Gegenstände aus Israel zusammenstellen. Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege finanzierte das Projekt mit 50.000 DM. Es galt dann, entsprechende Räumlichkeiten für diese große Ausstellung zu finden. Ich hörte mich in Dorsten um, stieß auf Skepsis, Ablehnung und bei Entgegenkommen, nur unpassende Räume.

1. Preis des Zeichenwettbewerbs von Sharon Madina

Als ich gegen Ende des ersten Golfkriegs im Februar 1991 mit den beiden Bürgermeistern Lothar Henschel (Marl) und Heinz Ritter (Dorsten) zu einem Solidaritätsbesuch in Israel war, schilderte ich dem Marler Bürgermeister das Vorhaben. „Macht das bei uns!“ war seine spontane Reaktion, „wir stellen Räume und die für Ausstellung und Eröffnung notwendigen Finanzen!“ Das war ein Wort, das galt. Landtagspräsident Ulrich Schmidt eröffnete die Ausstellung in Marl, zu der viele Interessenten aus Politik, Kultur und Gesellschaft kamen. Die Festansprache hielt Prof. Dr. Dieter Aschoff. Nach Eröffnung der Ausstellung kritisierte mich Dorstens Bürgermeister, weil die Ausstellung in Marl und nicht in Dorsten stattfand.

Im Vorfeld dieser Ausstellung initiierte ich unter Mitarbeit von Dr. Arie Friedler in Haifa und Dov Königsbuch in Hod Hasharon einen Schülerwettbewerb an Schulen in Israel und Marl zum Thema „Davidstern“. Die Jury mit Marls Bürgermeister Hentschel, Klaus Lauche und mir vergaben etliche Preise. Der erste und der dritte Preis gingen an Schülerinnen in Haifa. Im Herbst 1991 überreichte ich die Geldpreise an die Gewinnerinnen in der Ortsschule Kiriat Motzkin bei Haifa.


Verweise